Eure Situation dreht sich im Kreis? Ihr habt das Gefühl, das ihr immer das gleiche Gespräch führt und ihr nicht voran kommt? Konflikte sind herausfordernd und außergewöhnlich – dieses Gefühl zugleich vollkommen normal.
In diesem Beitrag geben wir Dir Tipps aus der Mediation & dem Konfliktmanagement, wir ihr aus dem Teufelskreis kommt und zur Lösung.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste zuerst: Was passiert hier eigentlich?
Tipp 1: Schaffen von Normalität
Wir Menschen sind in Konfliktsituationen besonderes gefordert. Auch wenn wir diese Herausforderung sehr unterschiedlich lösen wollen, einen uns ein paar Dinge:
- Raus – aber schnell: Wir alle wollen aus der Situation wieder heraus und dieses unangenehme Gefühl loswerden. Auch wenn manche Schritte von Beteiligten ungeschickt wirken, so sind dies immer Maßnahmen um die Situation zu verbessern.
- Die Auseinandersetzung verändert unsere emotionale Wahrnehmung & Beteiligung. Dies führt zu einem eingeschränkten Sichtfeld und einer Verstärkung von negativen Emotionen.
- Unser Zugang zur Sachlichkeit wird vernebelt und verliert sich.
- Jede*r Beteiligte lebt seine oder ihre emotionale Wahrheit. Diese ist nicht objektiv bewertbar, sondern nur subjektiv erlebbar.
Tipp 1 ist also das Schaffen von Normalität. Wir müssen verstehen, dass es allen Beteiligten so geht und die oben genannten Punkte für uns alle gelten. Das Bewusstsein für diese Symptome in Konflikten schafft Erleichterung.
Es ist eine herausfordernde Situation – die Gefühlswelt ist zugleich vollkommen normal.
Ich an erster Stelle
Tipp 2: Ich-Botschaften
In der gesamten Konfliktbearbeitung verfallen wir gerne in Du-Botschaften:
Phase | Du-Botschaft |
---|---|
Vorbereitung | Die andere Person möchte sicher XY und wird Z tun. Der Andere weiß sicher Dinge, die ich nicht weiß. Wenn das so wie das letzte Mal läuft, geh ich einfach. Gegen XY hat man einfach keine Chance zu gewinnen. |
Konfrontation | Du möchtest immer… Du willst bestimmt nur… Du hast schon wieder XY gesagt… Du kannst es einfach nicht sein lassen. |
Nachbereitung | … und dann hat er/sie noch gesagt… kannst Du Dir das vorstellen? Wir haben keine Chance auf eine Lösung, weil er/sie es einfach nicht schafft…. |
Wir richten gerne in der dynamischen Situation den Blick nach außen und versuchen die andere Partei als wesentlichen Bestandteil zu bedenken. Mit Wörtern wie „Man“, „Wir“ & „Du“ beziehen wir ungefragt andere Person mit ein und tragen einen wesentlichen Teil dazu bei Situationen hochkochen zu lassen.
Eine simple Regel für den Konflikt ist das Verwenden von Ich-Botschaften:
Hierbei werden die eigene Wahrnehmung und die damit verbundenen Gefühle aus der eigenen Perspektive geschildert. Diese bestehen immer aus einem Gefühlsteil und einem Tatsachenteil. Damit entsteht eine Mischung aus Emotion und Information.
Diese können die subjektive, emotionale Wahrheit in Konfliktsituationen schildern:
Phase | Ich-Botschaft |
---|---|
Vorbereitung | Ich fühle mich verunsichert, weil ich nicht weiß was die andere Person im Konflikt tun wird. Ich bin besorgt, dass ich im Konflikt nicht genug Information habe. Ich habe Sorge, dass ich im Konflikt es nicht schaffe meine Bedürfnisse genug zu kommunizieren. Grund dafür ist, dass ich Angst habe mich nicht gegen die Person XY durchzusetzen. |
Konfrontation | Ich fühle mich mit den Kindern überfordert. Ich fühle mich im Stich gelassen, weil ich in der letzten Woche XY allein gemacht habe. Ich bin verunsichert, weil ich nicht klar verstehe worum es Dir geht. Ich bin verärgert, weil ich Dich letzte Woche darauf hingewiesen habe, dass mir XY wichtig ist und Du durch XY mir das Gefühl gibst, dass ich keine Unterstützung habe. |
Nachbereitung | Ich bin traurig, weil das Gespräch abrupt geendet hat. Ich bin unentschlossen, ob die Vereinbarung XY wirklich für mich eine gute Lösung ist. |
Was fällt auf wenn wir die Ich Botschaften lesen? Sie sind entschleunigend, beruhigend und für das Gegenüber einfacher nachvollziehbar. Der Grund dafür ist der Fokus auf die eigene Wahrnehmung und nicht die subjektive Interpretation des Gegenübers.
Vorbereitung > Nachbereitung
Tipp 3: Komme vorbereitet zur Konfliktsituation
Ausgestattet mit den Ich-Botschaften geht es darum sich auf die Situation vorzubereiten:
- Was ist mir wichtig? Nicht nur an Hand von Ergebnissen, sondern welche Bedürfnisse sind für mich wichtig?
- Warum möchte ich die Situation lösen?
- Was ist mein Ziel und warum ist es das?
- Wie möchte ich das Gespräch aufbauen?
- Bei welchen Situationen/Themen muss ich aufpassen, da ich hier Gefahr laufe emotional zu werden?
Mach Dir auch Gedanken zum Gesprächssetting und Ablauf:
- Wo ist eine geeignete Umgebung? Wie können wir diese produktiv gestalten?
- Wer muss wirklich dabei sein bzw. ist nötig für die Konfliktsituation?
- Wie kann ich einen guten Einstieg schaffen?
Was hinter Positionen steckt
Tipp 4: Bedürfnisse offen legen ist der wesentliche Schritt zur Lösung
Oftmals stellt sich in Konfliktsituationen eine Verhärtung der Positionen ein – vor allem wenn schon länger an einer Lösung gearbeitet wird. Dies kann sogar soweit gehen, dass das Gefühl entwickelt wird, dass eine Lösung unmöglich sei. Hierfür muss folgendes bedacht werden:
- Durch unsere Bedürfnisse entstehen Gefühle.
- Sind Bedürfnisse erfüllt, hat dies positive Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt.
- Bei unerfüllten beginnen wir negative Emotionen zu empfinden.
- Was tun wir? Wir überlegen uns, welcher Schritt bzw. welche Maßnahme dazu führen kann das Bedürfnis zu erfüllen und damit die negative Emotion nicht empfinden zu müssen.
- Wir folgen dem Grundsatz: Wir wollen Positives verstärken und Negatives abwenden.
Hier ein Beispiel aus einem Konflikt im Arbeitsumfeld innerhalb eines Teams:
Ich möchte gerne, dass Simone das Team wechselt – sie stört einfach alle und daher kommen andere Teammitglieder zu mir und regen sich über sie auf.
Bedürfnis | Martin ist Harmonie sehr wichtig. Er hat ein hohes Bedürfnis danach und hält nur schwer zwischenmenschliche Spannung aus. |
Gefühl | Martin fühlt sich unwohl und angespannt. Er ist wütend, da er sich hilflos fühlt. |
Position | Simone soll das Team wechseln. |
Hinter jeder Position steckt also ein Bedürfnis. Wenn wir also versuchen eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten, können wir Maßnahmen definieren, die die Bedürfnisse erfüllen. Dies führt zu einer Auflockerung der Position und gibt der Konfliktlösung eine erneute Chance.
Wissen, wann Hilfe gebraucht wird
Tipp 6: Nicht jeden Konflikt müssen wir alleine lösen
Es gibt in Konflikten ein besonderes Phänomen – der Konfliktforscher Friedrich Glasl hat dieses sogar in seinen Eskalationsstufen eines Konfliktes integriert. Dieses heißt „Soziale Koalition“. Wenn ein Konflikt ein gewisses Level erreicht hat, holen wir Personen aus unserem Umfeld mit in den Konflikt, erzählen ihnen davon und wollen sie auf unsere Seite holen.
In manchen verhärteten Konflikten ist es jedoch sinnvoller eine professionelle Person hinzuziehen. Dies kann ein*e Mediator*In sein, ein Coach, ein Therapeut*In oder ein Moderator*In. Durch gezielte Werkzeuge, eine allparteiliche Haltung und Praxiserfahrung können Konflikte so Zeit, Nerven und in manchen Fällen sogar Geld sparend gelöst werden.
Scheut Euch also nicht bei verfahrenen Situationen eine*n Profi heranzuziehen.
Hilfreiche Links
In Österreich findest Du hier alle eingetragenen Mediator*Innen und in Deutschland kannst Du hier eine*n Mediator*In suchen.
Fazit
Konflikte sind nicht da um zu streiten, sondern um gelöst zu werden. Oftmals vergessen wir dies durch unsere emotionalen Veränderungen.
Die hier aufgelisteten Tipps sind natürlich nur die Spitze des Eisberges und geben nur einen kleinen Einblick in die Thematik des Konfliktmanagement.
Auf unserer Seite konfliktcoaching.info findest Du mehr Tipps rund um das Thema Konflikte, Mediation & Coaching. Viel Spaß beim Entdecken!
Quellen
- Edmüller, A. & Jiranek, H. (2010). Konfliktmanagement. Haufe Lexware.
- Glasl, F. (2020). Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führung, Beratung und Mediation. Freies Geistesleben GmbH.